Fazit nach zwei Jahren: Der Hybride und ich

Es war im Frühling 2011 als ich mich daran erinnerte, dass der von mir seinerzeit gefahrene Lancia Delta im Oktober wieder zurückgegeben werden muss. Insgesamt war ich auch mit dem Delta recht zufrieden. Natürlich hatte er so seine Spezialitäten. Weshalb zum Beispiel die Schalter für die Sitzheizung fast direkt unter dem Handbremshebel positioniert wurden oder aber die Außenspiegel keine vernünftige Tropfleiste auf der Unterseite hatten und deshalb während der Fahrt abtropfendes Wasser als Sprühregen auf Seitenscheibe im Fahrtwind nach hinten weglief blieb mir ebenso schleierhaft wie die Frage, ob das in Test und Entwicklung keiner zuvor feststellte. Also durfte ich mir Gedanken um einen Nachfolger machen.

Anforderungsprofil: Kleiner als der Delta, vier komfortable Sitzplätze und viel sparsamer bitte
Ich schaute mich bei den deutschen Herstellern um, hatte aber immer wieder das Gefühl, dass man hier offenbar ansprechende Autos zu bezahlbaren Preisen nicht im Angebot hat. Von technischer Innovation war ebenfalls weit und breit nichts zu sehen. „Höha, schnella und breida“ scheint die eingetrampelte Entwicklungsmaxime zu sein. Vom Design wolle wir da auch lieber gar nicht reden, da betreten deutsche Hersteller wohl fast nie Neuland.

Kleiner und komfortable Sitzplätze waren kein Problem, aber wirklich sparsamer und kein Diesel, das konnten nur wenige bieten. Mit dem Delta und seinem turboaufgeladenen 1,4L-Vierzylinder-Motor war man gut unterwegs, aber Verbrauchswerte zwischen 7 und 9, meist aber 8,4l/100km sind jetzt nichts, was man irgendwie gut finden kann, vor allem nicht wenn man alleine unterwegs ist.

Nachdem ich beim Design den Traum vom Individualismus ausgeträumt hatte und ich mit maximal 5,5 l Benzin auf 100 km unterwegs sein wollte, traf ich auf die Werbung für den Auris hybrid. Nach der ersten Probefahrt war ich schon ganz begeistert und irgendwann im Oktober 2011 stand er dann vor mir.

Aber wie fährt sich dieser Hybrid? Meine Antwort: Extrem entspannt. Im Gegensatz zu vielen andere Möchtegernhybriden ist das Prinzip bei Toyota ganz einfach: Der Mensch fährt, der Hybride passt sich an: Im Aufbau enthält der Toyota-Hybrid einen Otto-Motor und einen Elektroantrieb gemeinsam. Diese sind im Motorraum verstaut und eine pfiffige Elektronik steuert, wann welcher Antrieb aktiv ist. Das geht rein elektrisch, rein mit Otto-Motor oder beides gemeinsam. Ist das Auto in Bewegung (z.B. Annähern an eine Ampel) und man nimmt den Fuß vom Gas, wir (meist) augenblicklich der Otto-Motor ausgeschaltet (sofern er in Betrieb war) und der Elektromotor schaltet in den Lademodus und lädt dann wie ein großer Dynamo mit der Bewegungsenergie des Rollen die im Auto eingebaute Batterie wieder auf. Ladeintensität und damit die Bremswirkung kann man sehr schön mit der Fußbremse dosieren. Wird die notwendige Bremsleistung höher, kommen die klassischen Bremsen auch zum Einsatz.

Von all diesen Wechsel- und Schaltvorgängen bekommt man als Insasse fast gar nichts mit. Der Wechsel zwischen den Antriebsarten geht kaum zu spüren von statten, das stufenlose Automatikgetriebe tut sein Übriges. Einzig im Hybriden-Mäusekino kann man ablesen, was gerade passiert:

Ich nähere mich inzwischen dem dritten Jahr der Nutzung und bin eigentlich jeden Tag aufs Neue vom rein elektrischen Antrieb fasziniert. Im Auris Hybrid ist die elektrische Reichweite zwar überschaubar (mehr als 1,8km habe ich nicht geschafft), aber die Möglichkeit fast geräuschlos zu fahren ist der Knaller. An dieser Stelle versuche ich anderen immer auszumalen, was es bedeuten würde, wenn alle Autos in einer Stadt einfach gar keine Geräusche mehr machen würden……

Egal, zurück zu den Fakten: Mein normaler Durchschnittsverbrauch liegt zwischen 4,9 und 5,6l auf 100km ich echten gelebten Mix mit allem, was man als Ballungsraumfahrer so hat. Ist so ein Hybrid etwas für Langstrecken- und Autobahnfahrer?: Ich denke nicht, bei Geschwindigkeiten über 70-80 km/h hinaus trägt der Otto-Motor den Großteil des Vortriebes und ohne elektrischen Anteil ist der Effizienzvorteil durch den elektrischen Antrieb dahin.

Sicherlich ist auch die Hybridtechnik noch lange nicht der Weisheit letzter Schluß. Aber es ist ein Weg in die richtige Richtung, denn die heißt Effizienz. Einen großen Schritt weiter scheint ja BMW inzwischen gehen zu wollen. Mit den neuen i-Modellen wird ein Makel aller aktuellen Autos angegangen: Die Metallkonstruktion. Und wenn das Auto im Leergewicht wesentlich leichter ist, erhält man mit derzeitig verfügbarer Akkutechnik im Elektroantrieb absolut respektable Leistungen. Habt ein Auge drauf 😉

 

 

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