#Prism – was nun? Teil 2

Je mehr ich die Informationen rund um Prism, xKeyscore, Marina, Tempora, Upstream etc. versuche zu erfassen, desto gewisser erscheint der Punkt, dass Informationen abgegriffen werden, sobald US-Unternehmen im Spiel sind. Da kann sich unsere – ganz offensichtlich mitwissende – Regierung noch so sehr mit schriftlichen Aussagen verschiedenster Dienste brüsten: Solange z.B. das britische GCHQ die transatlantischen Unterseekabel wie das TAT-14 in vollem Umfang abhört und auswertet, werden uns befreundete Dienste das Märchen von gesetzestreuer Überwachung ruhigen Gewissens erzählen können – auf deutschem Boden passiert ja nichts.

Und natürlich rät uns der Bundesinnenminister an dieser Stelle zu mehr Sicherheit und Vorsicht und kann dabei entspannt lächeln, weiß er doch genau, dass Martina Musters Suchanfragen bei Google, ihre Kontakte bei Facebook und ihre Kommunikationsverhalten auf WhatsApp bei Bedarf einfach durch den BND angefordert werden können. Und niemand wird in diesen Fällen fragen, wie diese Daten gewonnen wurden. Es mag schon leicht paranoid klingen, aber ich habe zusehends das Gefühl hier von einem nahezu perfekt überwachten Datennetz umgeben zu sein. Ein Recht auf Privatsphäre und Anonymität ist einfach nicht mehr zu finden.

Ganz traurig wird es, wenn ich Computer oder Smartphones verwenden will. Der liebe Jochen hatte schon recht, als er kürzlich kommentierte, dass uns der berühmte „_NSAKEY“ im Windowscode hätte eine Mahnung sein sollen. Und schwupps ertappe ich mich beim Anzählen von Windows, OS X und Chrom OS, da sie sämtlich proprietäre Systeme mit potentiellen Hintertüren sind. Schlußendlich bleibt man also bei Linux hängen. Aktuell bin ich tatsächlich so misstrauisch, dass mich dieser Gedanke doch sehr, sehr beschäftigt und ich tatsächlich darüber nachdenke, die OS-Plattform zu wechseln.

3 Kommentare

  1. Sehe ich auch alles ähnlich. Drei Punkte beschäftigen mich derzeit:

    1. OS-Wechsel zu Linux: würde ich gerne machen, die Batterielaufzeit meines Laptops (Hauptrechner) ist mit Windows aber besser. Für ein optimal angepasstes Linux (ich habe einen Business Laptop, den Dell Latitude E6430, der hundertausendfach in Büros steht) würde ich sofort 100 EUR ausgeben und dann damit wechseln.
    Klar, selber einrichten und frickeln geht auch, aber ich habe keinen Bock drauf.

    Bei Handys haben wir die geilstens Apps, aber beim Desktop computing haben wir nicht mal richtige E-Mail Clients – nur so Gewurschtel wie Outlook und der ganze schäbige Rest. So ein Out-of-The-Box System, wo man seinen Key eingibt und dann abgesichert ist – gibt es nicht, nur wenn man es sich selber zusammenfrickelt.

    2. Verschlüsselung gut und nicht nur wg der Überwachung schon sinnvoll, aber mindestens 98% meiner Empfänger haben keinen Plan davon und auch kein Interesse, PGP & Co zu installieren.

    3. Irgendwie wird das hier immer mehr zum Polizeistaat, in der die Macht des Stärkeren gewinnt. Bürgerrechte werden komplett ignoriert oder systemisch ausgehebelt, so dass man sich wirklich fragen muss, wer wen wovor zu schützen hat.
    Bevormundung ohne Ende, auf diversen Ebenen. Das regt mich total auf und ein Sozialstaat sieht für mich anders aus.

    Kurzum: ich weiß nicht, ob unsere Sicherheitsmaßnahmen überhaupt einen Nutzen bringen wenn der Rest der Systeme diese Verschlüsselung und Privatheit gar nicht richtig vorsieht.

  2. Ach und ich hatte schon befürchtet, mir ginge es alleine so 😉

    Zu 1 und 2 gebe ich Dir recht, wobei ich die beiden Punkte im Bezug auf Desktop/Laptop und PGP zusammefasse und hier den Antrieb des Einzelnen in den Vordergrund stelle. Solange keiner von uns den Antrieb hat am Status Quo etwas zu ändern, wird es auch so unbefriedigend weiterlaufen. Aber ob ich jetzt tatsächlich den Linux-Märtyrer spielen muss, da bin ich derzeit am Hadern.

    Und Dein dritter Punkt ist ja etwas ganz Feines: Ich ziehe jetzt mal Analogien zur iOS vs. Android-Plattform und finde unser gesellschaftlicher Fehler liegt bei einem ganz ähnlichen Mechanismus. Mit diesem ganzen Überwachungs- und Sicherheitswahn schrauben wir uns unseren Walled-Garden und machen das Gleiche was man iOS-Nutzern vorhält: In einen fremdüberwachten, sicheren Bereich abtauchen und dafür Selbstbestimmung abgeben. Schade, schade.

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