Susan Boyle: Die nächste ausgenutzte Heulboje

Man konnte ja eigentlich die Uhr danach stellen, nur was den achso willigen Zuschauern dann tatsächlich vorgesetzt werden würde, das war nicht so ganz klar. Bis Samstag jedenfalls. Denn dann kam die unweigerliche Fortsetzung des Dramas aus „Britain’s got talent“ und Susan Boyle rührte das einfältige Fernsehvolk mit ihrem Auftritt zu Tränen. Und wieder schickt sich die teilnehmende Welt an, einen Underdog zur feiern, wieder mal zeigt es uns jemand, der sonst keine 5 Sekunden Sendezeit wert wäre, wie man groß raus kommt.

Aber ist das jetzt wirklich überraschend? Diese Frage ist ebenso scheinheilig wie die Aussagen und Emotionen der Jury. Denn eines haben alle Castingshows, von „Britain’s got talent“ bis „DSDS“ gemeinsam: Kein „Künstler“ steht ohne eine Vorauswahl durchlaufen, vor mindestens einer dem Zuschauer unbekannten Jury aufgetreten zu sein und ein „OK“ von der Redaktion bekommen zu haben so mirnichts, dirnichts im Rampenlicht. Im Vorfeld werden alle Kandidaten von vielen Jurys gesichtet, bewertet und ggf. aussortiert oder für „sendenswert“ bzw. „quotenfördernd“ erachtet. Aber auch „Versager“ werden ganz bewusst verhöhnt und für die Belustigung der Zuschauer ausgenutzt wie auch das bekanntgewordene Glas Wasser, was in Dieter Bohlens Gesicht landete,  sich nicht zufällig in eine Multimillionen-Euro-Show verirrte. Das alles ist knallhartes Business, allerdings ein offensichtlich sehr ertragreiches Business.

Wobei der Ertrag aber zum weitaus größten Teil den „Promis“ der Jury, dem Sender und den Labels zufließt. Denn wenn es den Zuschauer schon zu Tränen rührt, einen Paul Potts oder eine Susan Boyle bei ihrem Auftritt zu sehen, dann sollten es Mitleidstränen sein – in nicht allzu ferner Zeit wird sich niemand mehr an diese Namen erinnern und auch den erfolgreichen Kandidaten reicht das vergleichsweise wenige Geld nur für einige Jahre. Dann müssen sie wieder als Handyverkäufer ran oder einen Job suchen.

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