Alsfeld und Liechtenstein: Ein Thema, zwei Welten

Als der Dreiklang aus Polizei, Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft bei Herrn Zumwinkel vor der Tür stand, waren wir alle Zeugen des multimedialen moralischen Aufruhrs. Der Finanzminister meldete sich sogleich zu Wort und unsere Kanzlerin lies mit ihrer moralischen Watschen auch nicht lange auf sich warten.

Sicher, den Beweggründen der einzelnen Gründer  solcher Stiftungen in Liechtenstein kann man zustimmen oder nicht, über die fragwürdigen Wege der Informationsbeschaffung lässt sich auch streiten. Unterm Strich war sich aber vermutlich jeder der jetzt betroffenen darüber im Klaren, etwas Unrechtes getan zu haben – denn dass man auf seine Einnahmen auch mal Steuern zahlen muss, dürfte eine fast unausweichliche Tatsache sein.

Vergangene Woche fällte dann das Landgericht Gießen in einem Untreueprozess gegen den ehemaligen Bürgermeister Alsfelds auch ein Urteil: 21 Monate auf Bewährung für Veruntreuung mehrerer Millionen Euro.  Auch hier wird von verlorener Bodenhaftung gesprochen, ganz so wie bei den Liechtensteiner Stiftungen. Doch wo war hier das multimediale Echo? Passenderweise verbreitete das Bundesfinanzminsterium in diesen Tagen „Wer steuern hinterzieht, handelt unsolidarisch“ als Diktum und ich frage mich:

Was ist bei Verschwendung oder Veruntreuung von Steuergeldern?

Ich wartete vergeblich auf dieses kollektive Entsetzen, denn auch hier wurden unserem Staat auf gesetzeswidrige Weise Millionen an Euro entzogen. Und irgendwie wäre es doch schön zu wissen, dass wir als Staat, denen, die Steuern zahlen müssen genauso hart und unerbittlich auf die Finger schauen, wie denen, die diese Steuergelder wieder ausgeben, da es doch letztlich in beiden Fällen Geld ist, was sich der Staat im Zweifel wieder bei uns allen holt.

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